SANO-Studie soll ambulante Nachsorge nach einem Schlaganfall optimieren: Nach knapp drei Jahren letzte Studienvisite abgeschlossen

erschienen am 07.01.2022 | Klinikum Frankfurt Höchst

In Deutschland erleiden jährlich rund 260.000 Menschen einen Schlaganfall. Bei drei bis vier Prozent der Betroffenen folgt nach einem Jahr ein weiterer Schlaganfall. Mit einer gezielten Nachsorge sollen solche schwerwiegenden Folgen verringert und mögliche Komplikationen vermieden werden. Das bundesweite Projekt „Strukturierte ambulante Nachsorge nach Schlaganfall“ (SANO), an dem die Klinik für Neurologie am Klinikum Frankfurt Höchst seit 2019 teilnimmt, untersucht die Effektivität einer solchen Nachsorgestruktur. Im Dezember 2021 hat das Studienteam um Chefarzt Prof. Dr. med. Thorsten Steiner den letzten Studienpatienten betreut.

Ziel des Projektes ist die Verbesserung der ambulanten Weiterversorgung nach einem Schlaganfall mit einer gezielten Diagnostik und Therapie von Komplikationen, um wiederholte Schlaganfälle zu verhindern. Dafür wurde ein sektorenübergreifendes Netzwerk, bestehend aus der Klinik für Neurologie sowie Haus- und Fachärzten, einem Schlaganfallkoordinator und einer geschulten Schlaganfallpflegekraft, der „Stroke Nurse“, sowie Therapeuten und Diätassistenten aufgebaut. Die beteiligten Patienten erhielten im Klinikum ein Jahr lang eine ausführliche Beratung in Form von Studienvisiten, in denen sie sich selbst individuelle Gesundheitsziele mit Einbeziehung ihrer Angehörigen setzten. Insgesamt nahmen 114 Patienten der Neurologischen Klinik an der Studie teil. 125 Haus- und Fachärzte und 50 Therapeuten aus der Region wirken im Netzwerk mit.

Risikofaktoren minimieren
„Einer der wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall stellt der Bluthochdruck dar, der die Gefahr eines Schlaganfalls allein schon um das Zwölffache erhöht“, betont Prof. Dr. Steiner. „Durch eine gute Blutdruckeinstellung wären ca. 50 Prozent der Schlaganfälle vermeidbar. Deswegen ist eine regelmäßige Blutdruckkontrolle essentiell, um einem Schlaganfall vorzubeugen.“ Zu den weiteren Risiken gehören Diabetes Mellitus, Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel oder erhöhte Blutfettwerte, die es zu minimieren gilt.

Das Studienpersonal der Klinik traf die am Projekt beteiligten Patienten während fünf ambulanter Visiten, um über die persönlichen Risikofaktoren, noch bestehende neurologische Defizite und die Maßnahmen der Sekundärprävention inklusive der Arzneimitteltherapie zu sprechen und zu beraten. Die Patienten wurden hierbei gebeten, Fragen zu ihrer herkömmlichen Lebensweise zu beantworten und zu einem späteren Zeitpunkt über konkrete Änderungen befragt. Im Mittelpunkt dieser Gespräche standen die persönlichen Gesundheitsziele wie Blutdruckeinstellung, Rauchentwöhnung, Ernährungsumstellung und Bewegungssteigerung. Die umfangreichen Untersuchungen dienten auch dazu, die häufig unterschätzten Depressionen oder depressiven Verstimmungen nach einem Schlaganfall, kognitive Defizite sowie das Sturzrisiko zu erfassen und zu minimieren.

Um das Infektionsrisiko während der SARS-CoV-2-Pandemie zu reduzieren, wurden einige Studienvisiten telefonisch anstatt im Klinikum durchgeführt. „Die Patienten haben diese Änderung sehr gut angenommen, vor allem zu Beginn der Pandemie und noch bevor die COVID-19-Impfungen stattgefunden haben. Gerade für die durchgehend vorerkrankten Teilnehmer bot der telefonische Austausch mit dem Studienteam eine gute Möglichkeit zur Minimierung von persönlichen Kontakten“, fasst Studienärztin Mari-Carmen Lichti zusammen und ergänzt: „In Zukunft könnte man Schlaganfallpatienten möglicherweise ergänzende telefonische Nachsorgevisiten anbieten, da diese effektiver sind als zuvor vermutet. Sie sind zudem eine gute Alternative für weniger mobile Patienten.“ Persönliche Visiten würden allerdings weiterhin benötigt, um genauere Untersuchungen durchzuführen. Ihr Fazit: „Wir hoffen sehr, dass sich die strukturierte ambulante Nachsorge als gewinnbringender Vorteil erweist und deutschlandweit eine strukturierte und interdisziplinäre Schlaganfall-Nachsorge etabliert werden kann.“

Das Projekt wurde aus öffentlichen Mitteln des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. Zum Frankfurter SANO-Team gehören Prof. Dr. Thorsten Steiner als Studienleiter, Diana Isabella Dmytrow als Leiterin Klinische Forschung, Fachärztin Mari-Carmen Lichti als Studienärztin, Jana Zarzitzky als Studienassistentin sowie Dr. rer. nat. Melanie Ferschke als Ernährungswissenschaftlerin.  Bis Dezember 2021 wurden bundesweit 2.790 Patienten in die Studie eingeschlossen. Die Ergebnisse sollen bis zum Sommer dieses Jahres vorliegen.

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