Innovative Krebstherapien: Neue Optionen in der Behandlung von speziellen Krebserkrankungen am varisano Klinikum Frankfurt Höchst

erschienen am 24.02.2022 | Klinikum Frankfurt Höchst

Mit der der „hyperthermen intrathorakalen Chemotherapie“ – kurz: HITOC – bietet das varisano-Klinikum Frankfurt Höchst eine neue Therapieoption bei bestimmten Krebserkrankungen an. Dabei handelt es sich um eine innovative Möglichkeit, nach der chirurgischen Tumorentfernung intraoperativ den Brustraum mit erwärmter Chemotherapie zu spülen. Bereits seit über zehn Jahren wird im Zentrum für chirurgische Erkrankungen des Peritoneums ein ähnliches Verfahren zur Entfernung  kleinster Metastasen im Bauchraum erfolgreich eingesetzt (HIPEC).

Die relativ neue HITOC-Methode kommt in ausgesuchten Fällen bei bösartigen Neubildungen des Rippenfells (Pleura) zur Anwendung. Insbesondere in der Behandlung des Pleuramesothelioms, einem Tumor des Rippenfells, kann nach der chirurgischen Entfernung des Rippenfells diese intraoperative Chemotherapie unter Erwärmung effektiv eingesetzt werden. Durch die homogene Verteilung im Pleuraraum ist eine deutlich höhere Konzentration des Medikamentes möglich als bei der systemischen Anwendung über die Vene.

Über HITOC und HIPEC
Mit einer speziellen Pumpe wird – ähnlich wie bei der hyperthermen Chemotherapie des Bauchraumes (HIPEC) – direkt nach der chirurgischen Entfernung des Tumors der Brustkorb mit einer bis auf 42 Grad Celsius erwärmten Chemotherapie-Lösung gespült. So können mögliche verbliebene kleinste Tumorzellen nach der Entfernung des Rippenfells durch die lokale Wirkung der Chemotherapie abgetötet werden. Die Erwärmung der Lösung vergrößert die Eindringtiefe der Chemotherapeutika deutlich und steigert die Wirkung der Zellgifte.

Die neue, 2021 erstmals am Klinikum eingesetzte Therapieoption ergänzt die langjährigen Erfahrungen der Klinik mit der hyperthermen Chemotherapie des Bauchraumes und stellt zugleich deren konsequente Weiterentwicklung dar. „Am varisano Klinikum Frankfurt Höchst haben wir bereits das Verfahren bei Patientinnen und Patienten mit gleichzeitigem Mesotheliombefall der Bauch- und Brusthöhle in einem multimodalen Therapiekonzept erfolgreich eingesetzt. Hierbei handelt es sich um eine Kombination von HIPEC und HITOC, die in ausgewählten Fällen angewendet werden kann“, erklärt Prof. Dr. med. Matthias Schwarzbach, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie sowie Leiter verschiedener Organkrebszentren. Schwerpunktmäßig werden die bereits vorhandenen Expertisen des Sarkomzentrums (Mesotheliome werden zu den Sarkomen gerechnet), des Lungenzentrums und des durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifizierten Onkologischen Zentrums einbezogen.

Unter HIPEC versteht man eine regionale, also örtliche Chemotherapie des Bauchraumes, der eine chirurgische Entfernung aller Tumoren aus dem Bauchraum voraus gegangen ist (so genannte zytoreduktive Chirurgie). Bei dem Verfahren wird die Bauchhöhle über mehrere Zu- und Abläufe mit einer bis auf 42 Grad Celcius erhitzten Chemotherapie ca. 30 bis 90 Minuten lang gespült. Es wird vor allem bei Tumoren des Blinddarms eingesetzt, die dazu neigen sich im Bauchraum zu verbreiten. Ferner findet es Anwendung beim fortgeschrittenen Dickdarmkrebs und weiteren seltenen Tumoren, die im Bauchraum entstehen. Die Patient:innen profitieren erheblich von dieser Therapieoption. Während bei Tumoren der Appendix oft eine Heilung erzielt werden kann, erreicht man bei vielen Patient:innen mit Bauchfellkrebserkrankungen über diesen Weg ein Langzeitüberleben.

Neu: HIPEC seit kurzem auch minimal-invasiv in der Anwendung
Eine weitere Neuerung, die für die Patient:innen des Onkologischen Zentrums einen großen Fortschritt bedeutet, ist die minimal-invasive Anwendung der HIPEC. Diese ist seit kurzem am Klinikum etabliert. Mit dem Verfahren werden zunächst laparoskopisch die Tumore im Bauchraum  minimalinvasiv operativ entfernt und anschließend ohne weitere Bauchschnitte die Chemotherapie über spezielle Katheter in den Bauchraum eingebracht. „Aus unserer Erfahrung lässt sich dieses schonende minimalinvasive Vorgehen bei geringem Tumorbefall des Bauchraumes sehr sicher durchführen. Insbesondere bei Tumoren des Blinddarms, die oft als Zufallsbefund bei  einer Entzündung dieses Darmabschnittes diagnostiziert werden, eignet sich dieses Vorgehen“, so Prof. Schwarzbach. Im Februar 2022 konnte auf diese Weise eine 40jährige Patientin mit einer bösartigen Blinddarmerkrankung erfolgreich behandelt werden. „Dieses ist für die Patientinnen und Patienten ein sehr schonendes und sehr gut  tolerierbares Verfahren sowie ein weiterer Meilenstein in der patientenorientierten Entwicklung des Frankfurter HIPEC-Zentrums “, unterstreicht der Chefarzt.

Seit mehr als einem Jahrzehnt stellt das HIPEC-Zentrum die regionale Versorgung von Patienten mit Erkrankungen des Peritoneums sicher, auch in Kooperation mit umliegenden Krankenhäusern. So werden Patient:innen mit Bauchfellkrebserkrankungen kurze Zeit nach dem Eingriff einer zytoreduktiven Operation z.B. mit HIPEC zugeführt.

Das varisano Klinikum Frankfurt Höchst ist eines von neun durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zertifizierten Peritonealkrebszentren in Deutschland. Alle behandelten Fälle werden datenschutzkonform zentral im Register der Zertifizierungsgesellschaft DGAV erfasst. Dies dient dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn aus deutschen Routinedaten.  

Über das Onkologische Zentrum
Für die hohe Behandlungsqualität von Krebspatienten wurde das varisano Klinikum Frankfurt Höchst als „Onkologisches Zentrum“ kürzlich erneut durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert. Das Zertifikat umfasst alle Bereiche onkologischer Erkrankungen: von der Prävention über Diagnostik und Therapie bis hin zur Nachsorge. Unter dem Dach des Onkologischen Zentrums des varisano Klinikums Frankfurt Höchst werden Patient:innen mit Darm-, Brust-, Pankreaskrebs, Sarkomen  und gynäkologischen Tumoren bereits seit langem in zertifizierten Organkrebszentren behandelt. Darüber hinaus besteht eine hohe Expertise in der Behandlung anderer Tumorentitäten wie z.B. Tumoren des Kopf-Hals-Bereichs, neuro- und hämatoonkologischer Erkrankungen. Zum Spektrum gehören ebenso Therapieangebote sowie Gesprächsmöglichkeiten mit Sozialarbeiter:innen, Psychoonkolog:innen beziehungsweise der Seelsorge. Darüber hinaus finden Betroffene und ihre Angehörigen Unterstützung im Familieninformationszentrum Krebs (FIZ).