Informationen zur Geburt

Die Geburt ist ein natürlicher Vorgang und kann in vier Phasen aufgeteilt werden: Latenzphase, Eröffnungsphase, Geburtsphase und Nachgeburtsphase.

Die Geburt kann mit einem vorzeitigen Blasensprung oder mit Wehentätigkeit beginnen. Nach einem Blasensprung sollten Sie sich zeitnah telefonisch im Kreißsaal melden, sodass die nächsten Schritte gemeinsam besprochen werden können. Eine leichte Schmierblutung geht oftmals mit einem Geburtsbeginn einher und sollte Sie nicht beunruhigen. Bei einer periodenstarken Blutung hingegen ist eine unverzügliche Vorstellung im Krankenhaus anzuraten. Mit dem Einsetzen regelmäßiger Wehen beginnt die Latenzphase.

Die Latenzphase ist bedeutsam zur Verkürzung des Gebärmutterhalses und zur Vorbereitung und der ersten Eröffnung des Muttermundes. Dieser Teil der Geburt verläuft sehr individuell und kann bei jeder Frau unterschiedlich herausfordernd und lang sein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich die Latenzphase über mehr als 24 Stunden zieht.

In dieser Zeit sind Sie in der Regel zu Hause am besten aufgehoben, da Sie sich üblicherweise in Ihrem vertrauten Umfeld wohler fühlen. Zudem ist ein aktives Eingreifen nicht sinnvoll, weshalb sich zur Begleitung ein Entspannungsbad ggf. mit Duftölen, Wärme in Form von einer Wärmeflasche, einer langen Dusche oder einem Kirschkernkissen, Massagen, Erholung und Entspannung bei gedimmtem Licht und Musik anbieten.

Wenn Sie sich zu Hause nicht mehr wohlfühlen, Unsicherheiten oder Schmerzmittelbedarf bestehen, dürfen Sie sich gerne im Kreißsaal melden.

In dieser Phase eröffnet sich der Muttermund und bereitet sich auf die Geburt vor. Hierbei möchten wir Sie bestmöglich unterstützen und Sie bei der Schmerzbewältigung individuell begleiten. Auch das Einnehmen von verschiedenen Positionen kann die Geburt positiv beeinflussen. Übelkeit und Erbrechen treten häufig in der Eröffnungsphase auf. Gewöhnlich ist es, dass beim Aufgehen des Muttermundes kleinere Gefäße reißen und es deshalb zu leichten Blutungen kommt.

Mit Einzug in den Kreißsaal kann Ihre Begleitperson unentwegt an Ihrer Seite sein.

Sobald der Muttermund vollständig (10 cm) eröffnet ist, beginnt die Geburtsphase. Dabei tritt das Kind tiefer in das Becken und bewegt sich durch die drei Beckenebenen. Um diesen Prozess zu unterstützen, ist es förderlich, unterschiedliche Haltungen auszuprobieren. Besonders in dieser Phase ermutigen wir Sie, Ihrem Körpergefühl zu vertrauen und achten dabei stets auf die Gesundheit von Mutter und Kind unter Berücksichtigung des Geburtsverlaufs.

Sobald Ihr Kind geboren wurde, helfen wir Ihnen, Ihr Kind direkt zu sich auf die nackte Haut zu nehmen, sofern Sie beide bereit dazu sind.

Nach Standard und wenn medizinisch vertretbar wird Ihr Kind erst nach Auspulsieren der Nabelschnur, gerne von der Begleitperson oder der Mutter, abgenabelt. Idealerweise verbringt Ihr Kind die erste Lebensstunde ununterbrochen auf dem nackten Oberkörper der Mutter und nimmt bereits ersten Kontakt zur Brust auf. Falls dies nicht möglich sein sollte, profitiert das Kind auch vom Bonding* mit der Begleitperson.

Nach der Geburt des Kindes folgt die Geburt der Plazenta, die sich mit Nachwehen ankündigen kann und üblicherweise durch die Gabe eines Wehenmittels (Oxytocin) unterstützt wird. Anschließend wird untersucht, ob eine Geburtsverletzung versorgt werden muss.

In der Regel verbleibt die Familie mindestens zwei Stunden nach Geburt des Kindes im Kreißsaal und wird danach auf Station begleitet.

* Bonding ist der erste Bindungsaufbau zwischen Kind und Eltern, der im direkten Hautkontakt stattfindet.

Kaiserschnitt

Bei einer angestrebten Spontangeburt können sich im Verlauf Auffälligkeiten zeigen, die einen Kaiserschnitt erfordern. Wenn dies bei Ihnen der Fall sein sollte, bemühen wir uns entsprechend der Situation, Ihnen die Gründe für die Notwendigkeit einer Operation ausführlich und verständlich zu erklären.

In den meisten Fällen findet ein Kaiserschnitt in einer Teilnarkose statt, sodass im OP-Saal die Mutter wach und die Begleitperson anwesend ist. Auch hier ist es wertvoll, dass Ihr Kind unmittelbar nach der Geburt einen direkten Haut-zu-Haut-Kontakt zur Mutter erlebt. Zu diesem Zweck erhalten Sie ein Bonding-Top, damit Ihr Kind geschützt liegt und Sie beim Halten entlastet werden.

Im Falle eines Not-Kaiserschnitts ist fast immer eine Vollnarkose notwendig. Das führt dazu, dass die Begleitperson während der Operation nicht dabei sein darf. Solange die Mutter verhindert ist, kann Ihr Kind diese Zeit im Bonding mit der Begleitperson verbringen.

Information zur Anwendung von Lachgas zur geburtshilflichen Schmerzreduktion

Neben der Gabe von schmerzlindernden Medikamenten über die Vene und der Periduralanästhesie steht Ihnen in unserer Klinik unter der Geburt Lachgas zur Verfügung. Sie selbst bestimmen, ob und wann Sie eine Schmerzlinderung beanspruchen.

Lachgas ist in seiner chemischen Verbindung Stickstoffmonoxid (N20), es wirkt schmerzstillend, schwach narkotisch und euphorisierend. Das Gas ist farblos, geruchlos und geschmacklos, teilweise wird über einen leicht süßlichen Geschmack beim Einatmen berichtet.

In unserer Klinik wird Lachgas unter der Geburt als fixe Kombination von 50 % Lachgas und 50 % Sauerstoff bedarfsweise und auf Wunsch angeboten. Lachgas wird über eine fahrbare Gasflasche am Kreißbett bereitgestellt. Die Anwendung erfolgt bei zunehmenden Wehenschmerzen im fortgeschrittenen Geburtsverlauf. Von einer Anwendung von Geburtsbeginn an raten wir ab und würden dann alternativ die Periduralanästhesie empfehlen.

Sie inhalieren das Gas selbständig aus einer Atemmaske, die Sie sich vor Mund und Nase halten. Beginnen Sie mit der Inhalation, wenn Sie merken, dass die nächste Wehe beginnt und nicht erst dann, wenn die Wehe die volle Stärke hat. Atmen Sie dabei das Gas mehrmals in Ruhe tief ein und in die Maske zurück. Wenn Sie merken, dass die Wehe wieder nachlässt, hören Sie auf. So nutzen Sie bedarfsweise Lachgas von Wehe zu Wehe. Die Wirkung von Lachgas setzt bereits nach vier bis fünf Atemzügen ein und erreicht ihr Maximum nach zwei bis drei Minuten. Genauso schnell lässt sie aber auch wieder nach, da das Gas im Körper nur wenige Minuten verbleibt, bevor es abgeatmet wird.

Diese kurze Wirkungszeit hat einerseits zur Folge, dass Lachgas bedarfsweise von Wehe zu Wehe erneut eingeatmet werden muss, aber auch den Effekt, dass sich die Wirkung sehr gut steuern lässt und mit der Geburt des Kindes sofort wieder weg ist. In der bei uns eingesetzten Dosierung ist Lachgas für das Kind völlig unschädlich. Manche Frauen merken, dass das Lachgas etwas euphorisch macht und alles herum etwas leichter erscheint. Unangenehme Halluzinationen werden in der Literatur zwar beschrieben, wurden aber bisher nicht beobachtet. Übelkeit und Benommenheit können unerwünschte kurze Folgen sein.

Kurzfristige unmittelbare Nebenwirkungen: Häufig (1 bis 10 %): Schwindel, Benommenheit, Euphorie, Übelkeit, Erbrechen. Gelegentlich (0,1 bis 1 %): Müdigkeit, Druckgefühl im Mittelohr, Blähungen. Durch die kurze Wirksamkeit von Lachgas (3 Minuten) lassen diese Nebenwirkungen jedoch nach kürzester Zeit wieder nach und sind folgenlos. Langfristige Nebenwirkungen der kurzzeitigen Lachgas-Anwendung unter der Geburt sind nicht bekannt.

Lachgas darf nicht in Kombination mit anderen Opiaten oder atemantriebsmindernden bzw. bewusstseinsmindernden Medikamenten angewandt werden. Hierauf wird das geburtsbetreuende Team achten. Eine Kombination mit einer Periduralanästhesie erfolgt in der Regel nicht, auch bei einer Wassergeburt kann kein Lachgas angewendet werden. Ebenso müssen seltene Erkrankungen ausgeschlossen werden, die eine Lachgas-Anwendung einschränken oder verbieten. Hierzu bitten wir Sie um Mithilfe und Beantwortung einiger Fragen, die Sie im Einwilligungsteil dieser Information finden.

Für weitere Fragen stehen Ihnen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne zur Verfügung.