Krankenhaus Bad Soden

Krankenhaus Hofheim

Klinikum Frankfurt Höchst

varisano stellt Restrukturierungskonzept vor

erschienen am 01.12.2023 | varisano

Der Gesundheitsverbund varisano zentralisiert und verschiebt seine medizinischen Leistungen an den drei Krankenhausstandorten Bad Soden, Hofheim und Frankfurt-Höchst. Dies sieht das Medizinkonzept vor, das heute Mitarbeitenden und Medien vorgestellt wurde. Bereits gestern hatten Geschäftsführung und Aufsichtsrat beraten und das nun vorgelegte Konzept, das in intensiver Zusammenarbeit mit einem Wirtschaftsberatungsunternehmen entwickelt wurde, den Gesellschaftern, der Stadt Frankfurt am Main und dem Main-Taunus-Kreis, empfohlen. Erste notwendige Schritte werden umgehend umgesetzt werden. Auch die weitgehend flächendeckende Einführung des Tarifvertrages des öffentlichen Dienstes soll in der varisano-Zukunft eine Rolle spielen.

Folgende Veränderungen sind im Medizinkonzept vorgesehen:

Der Schwerpunkt des varisano-Krankenhauses Hofheim wird künftig auf der Geriatrie und Psychiatrie liegen. Um dies zu erreichen, wird die bisher teilweise auch in Bad Soden angesiedelte Geriatrie im Main-Taunus-Kreis komplett nach Hofheim ziehen. Gleichzeitig wird die Allgemeine Innere Medizin durch die Geriatrie mit abgedeckt werden.

Die Klinik für Pneumologie, die unter dem neuen Chefarzt Dr. med. Gerasimos Varelis eine deutlich stärkere onkologische Ausprägung erhält, siedelt dagegen an das varisano Klinikum Frankfurt Höchst um. Dieses verfügt bereits über eine insgesamt starke onkologische Ausrichtung. Das Weaningzentrum, das Schlaflabor und das Therapiezentrum für außerklinische Beatmung verbleiben am Standort Hofheim.

Die andere psychiatrische Klinik im Verbund ist versorgungsrelevant und bleibt am Klinikum Frankfurt Höchst erhalten. Die Vernetzung zwischen den psychiatrischen Standorten wird intensiviert werden, um der zunehmenden Behandlungsspeziali-sierung auch in der Psychiatrie immer besser zu entsprechen. Ebenso wird es in Frankfurt-Höchst weiterhin eine geriatrische Klinik geben.

Die Notaufnahme des Hofheimer Krankenhauses wird geschlossen. Die qualifizierte Versorgung von Notfallpatienten übernehmen die Notaufnahmen in den wenige Kilometer entfernten Schwesterkrankenhäusern Bad Soden und Frankfurt-Höchst, um auch weiterhin eine gute Notfallversorgung in der Region sicherzustellen.

Gut denkbar, aber noch abhängig von der anstehenden Krankenhausreform des Bundes, ist in Hofheim die Einrichtung einer pflegerischen Versorgungseinheit mit medizinischer Mitbetreuung, die in einem frühen Expertenentwurf als Einrichtung 1i bezeichnet wird. Dort könnten Patienten beispielweise nach einem stationären Aufenthalt eine heimatnahe pflegerische Anschlussversorgung erhalten. Oder es können Patienten versorgt werden, die einer klassischen stationären Behandlung nicht bedürfen, ambulant aber nicht adäquat betreut werden können.

Die interventionelle kardiologische Versorgung wird in ihrer ganzen Bandbreite künftig in Frankfurt-Höchst konzentriert werden. Der voranschreitenden Ambulantisierung der Kardiologie wird mit entsprechend ausgerichteten Angeboten zusätzlich in Bad Soden Rechnung getragen.

Komplexe viszeralchirurgische Eingriffe, die einer qualitätsorientierten Leistungsmengenvorgabe durch den Gemeinsamen Bundesausschuss unterliegen, wie etwa Operationen der Bauchspeicheldrüse, übernimmt künftig das Klinikum Frankfurt Höchst, auch wenn bisher beide Standorte die Leistungsmengenvorgabe eindeutig erfüllten. Allgemeinchirurgische Eingriffe an sich sind weiterhin wesentlicher Teil des Leistungskataloges am Krankenhaus Bad Soden.

Zudem wird in Bad Soden ein orthopädischer Schwerpunkt mit eher planbaren Eingriffen herausgebildet werden, während man sich in Höchst auf die nicht planbare Unfallchirurgie konzentriert. Orthopädischen Elektivpatienten kommt so eine bessere Planbarkeit im OP-Saal zu Gute, da deren Operationen dann seltener aufgrund von Notoperationen verschoben werden müssen. Auch werden dort Sektionen mit spezialisierten Operationsteams gebildet werden, um dem breitgefächerten Katalog in der orthopädischen Versorgung gerecht zu werden.

Die Klinik für Augenheilkunde ist künftig am Standort Bad Soden vorgesehen.

Die bisher sowohl in Höchst als auch Bad Soden vorgehaltene Urologie wird schwerpunktmäßig in Bad Soden konzentriert. In diesem Zuge wird die roboterassistierte Chirurgie dort weiter ausgebaut werden. Die urologische Versorgung am Standort Frankfurt-Höchst erfolgt dann konsiliarisch. Ebenso wird die Diagnostik dort weiterhin gewährleistet sein.

Im Bereich der gynäkologischen Onkologie will man künftig den Schwerpunkt am Standort Frankfurt-Höchst ausbilden – neben einem intensiv vernetzten gemeinsamen Brustzentrum, das Leistungen an beiden Standorten anbietet. In Bad Soden wird im Zusammenspiel mit der Urologie zudem ein urogynäkologischer Fokus herausgearbeitet, um Patientinnen mit Kontinenzproblemen breite qualifizierte Hilfe anbieten zu können.

Alle übrigen Fachbereiche verbleiben an den jeweiligen Standorten, so beispielsweise auch die Geburtshilfen in Bad Soden mit durchschnittlich mehr als 1.000 Geburten und in Frankfurt-Höchst als Perinatalzentrum Level-1 mit an die 2.300 Geburten im vergangenen Jahr. Die einzelnen Fachbereiche werden sich intensiv konsiliarisch, beispielsweise auch in der Neugeborenen-Versorgung im Verbund unterstützen.

In den zurückliegenden Wochen waren die unterschiedlichsten Konzept-Varianten – von den beiden Extremen Status quo bis Ein-Standort-Strategie – erarbeitet und ausführlich diskutiert worden, wie Dr. Bastian Bergerhoff, Stadtkämmerer und Gesellschaftervertreter der Stadt Frankfurt am Main, erläutert: „Klar war: Das Szenario ‚Wir erhalten den Status quo‘ ist keine Option, wenn varisano unter den veränderten und sich weiter verändernden Rahmenbedingungen wirtschaftlich arbeiten und die Krankenhäuser in unserer Trägerschaft erhalten bleiben sollen.“ Michael Cyriax, Landrat und Gesellschaftervertreter des Main-Taunus-Kreises, ergänzt: „Eines ist klar: Die Krankenhauslandschaft in Deutschland und auch bei uns in der Region, wird nicht bleiben, wie sie war. Alle Abteilungen müssen sich verändern. Der Patient muss im Mittelpunkt stehen.“

Gesellschaftervertreter und Geschäftsführung sind sich einig, dass es in Zukunft weitere Veränderungen geben muss. Schließlich steht die finale Version der bundesweit geplanten Krankenhausreform noch aus. „Im aktuellen Konzept haben wir bereits einige Eckpunkte berücksichtigt, die sehr wahrscheinlich in die Krankenhausreform einfließen werden. Doch können wir nicht in die Kristallkugel schauen. Deswegen ist es absehbar, dass wir mit dem endgültigen Beschluss der Krankenhausreform noch einmal nachjustieren müssen“, erläutert varisano-Geschäftsführer Michael Osypka. Nach Freigabe des Konzepts wird die Geschäftsführung in die Detailgespräche mit den betreffenden varisano-Bereichen, Mitarbeitervertretungen und dem hessischen Gesundheitsministerium treten. Dieses muss die geplanten Änderungen genehmigen.

Doch nicht nur die Neustrukturierung des Medizinangebots, sondern auch andere Schritte sollen varisano helfen, die wirtschaftlichen Herausforderungen der Gesundheitsbranche zu meistern. „Wir werden jeden Stein umdrehen, um zu schauen, wo wir durch Synergien weiter Kosten einsparen können. So haben wir unter anderem die Zusammenlegung einiger aktuell noch standortbezogener Verwaltungsbereiche in dem Konzept adressiert. Auch werden Verbund-Prozesse weiterhin optimiert“, so Dr. Patrick Frey, ebenfalls varisano-Geschäftsführer: „Auch wenn dies ein unbequemer Teil der Wahrheit ist: Wir werden in nahezu allen Bereichen die Stellenpläne genauestens überprüfen und hinterfragen müssen.“ Zur dringend erforderlichen Verbesserung der Wirtschaftlichkeit sieht das Konzept einen notwendigen Personalabbau von etwas mehr als 10 Prozent vor. Die Pflege am Bett wird aufgrund besonderer Finanzierungsgegebenheiten hiervon explizit nicht betroffen sein.

Zeitgleich möchte der Verbund im Wettbewerb um Fachkräfte nicht weiter im Nachteil sein. Aus diesem Grund strebt die Geschäftsführung an, künftig den Großteil der Beschäftigten der Kliniken des Main-Taunus-Kreises und der Fachklinik und Seniorenresidenz Main-Taunus gGmbH nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bzw. des TV-Ärzte/VKA zu bezahlen. Die Mitarbeitenden des Klinikums Frankfurt Höchst werden bereits nach Tarifvertrag entlohnt.